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Gemeinsam bringen sie stolze 140 Jahre auf die „Mitarbeiter-Waage“: Die langjährigen Mitarbeiter und Unternehmens-Weggefährten Bernd Gehrlicher, Hans-Hubert Menrath und Herbert Gold. Ohne sie wäre Optik Müller für viele langjährige Kunden und Kollegen undenkbar. Anlässlich des Firmenjubiläums haben sich die 3 „Urgesteine“ an ihrer früheren bzw. noch aktuellen Wirkungsstätte eingefunden und heiter-nostalgisch ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert.

Können Sie sich daran erinnern, wie Sie damals Ihren Berufsweg bei Optik Müller begonnen haben?

Bernd Gehrlicher: Ganz genau. Ich habe am 15. August 1968 dort als Akustikerlehrling zu arbeiten begonnen, wo auch mein Vater tätig war. Ich hatte mich für einen Handwerksberuf entschieden, um klassischen administrativen Aufgaben wie Steno oder Buchführung zu entrinnen. Leider blieb mir das in der Berufsschule nicht erspart, weswegen ich mich immer besonders auf die praktischen Arbeiten im Geschäft freute. In der ersten Zeit gehörte das Gläserschleifen zu meinem täglich‘ Brot, und ich saß an der Schleifmaschine, bis meine Fingerkuppen fast selbst so dünn wie Brillengläser waren!

Hans-Hubert Menrath: Ich war schon 5 Jahre im Unternehmen, bevor Bernd zu uns kam. Mein Einstellungstermin war der 16. September 1963, und ich war damals bereits als fertiger Augenoptiker 5 Jahre im Beruf tätig gewesen. Auf Empfehlung hatte ich mich bei Optik Müller vorgestellt und erhielt einen Brief, in dem stand, ich bekäme pauschal 50 DM mehr, als mein bestes Angebot, wenn ich bei Optik Müller anfangen würde! Während meinem Vorstellungsgespräch suchten meine Mutter und meine Großmutter mir gleich ein hübsches Zimmer in Coburg, und damit war die Sache klar.

Herbert Gold: Ich erinnere mich auch noch gut, dass ich einen Handwerksberuf erlernen wollte – das war damals gar nicht so einfach, und ich freute mich sehr, als ich bei Optik Müller die Zusage für eine Ausbildungsstelle zum Augenoptiker bekam. Los ging es für mich dann am 1. September 1965. Wie sah Ihr damaliger Arbeits- und Ausbildungsalltag aus?

Gold: Der Tag ging für uns Azubis um 8.00 Uhr los und begann mit einer eineinhalbstündigen Theorieeinheit bei Horst Hieber, die damals im Hieberschen Wohnzimmer abgehalten wurde. Es gab keine Optikerfachschule, und er hatte gerade seinen Meister gemacht, weshalb er uns also ausbilden konnte …

Gehrlicher: … Eine unvergessliche Zeit, denn das ging über 3 Jahre so. Zusätzlich gab es noch Fernunterricht, für den jeden Monat ein Fragebogen per Post bei uns eintraf, den wir ausgefüllt zurückschicken mussten.

Gold: Nach der Theorie haben wir dann die Post erledigt und um 10.00 Uhr eine Frühstückspause von 30 Minuten abgehalten. Dann standen wir mit unseren schicken weißen Kitteln auf der Mohrenstraße …

Menrath: … im Sommer auch gerne mit kurzen Hosen darunter und in Schlappen. Unser Senior-Chef Franz Müller trug noch so einen richtigen Ärztekittel, den man hinten zuknöpfen musste. Und das bei jedem Wetter, auch bei 40 Grad im Hochsommer – man kann nur ahnen, wie sehr er darunter geschwitzt haben muss!

Gold: Den restlichen Tag haben wir Azubis kleine praktische Lernaufgaben erledigt. Fräsen, Bohren und Schleifen am „lebenden Objekt“ unter den strengen Augen von Werner Gehrlicher, Bernds Vater. Nach eineinhalb Stunden Mittagspause ging es am Nachmittag weiter. Gerade am Anfang ging dabei einiges zu Bruch, und wir mussten an unseren Chef berichten, was passiert war. Es gab dafür ein Bruchbuch, in das wir alles haarklein eintragen mussten. Der Effekt war allerdings, dass wir ganz schnell auf Präzision und Qualität geachtet haben.

Gehrlicher: Ab 17.00 Uhr war dann Aufräumen angesagt. Damals war das Aufräumen der Werkstatt die erste Lehrlingspflicht. Jeden Feierabend sah es dort tipptopp aus, und wir hätten uns nicht getraut, auch nur ein Schräubchen liegen zu lassen.

Wann hatten Sie denn das erste Mal Kundenkontakt?

Gold: Kundenkontakt hatte nur das Ladenpersonal, das war der Wunsch unseres Senior-Chefs. Wir Optiker-Azubis waren 3 Jahre lang in der Werkstatt. Mir gefiel es da so gut, dass ich gleich mein ganzes Berufsleben dort geblieben bin (lacht) und später zum Werkstattleiter bei Optik Müller wurde.

Gehrlicher: In der Akustik hatte ich das erste Mal nach einem halben Jahr Kundenkontakt. Bis heute macht mir das an meinem Beruf am meisten Spaß.

Wenn Sie zurückdenken, was ist heute anders als damals?

Menrath: Das kreative, handwerkliche Arbeiten war zu unserer Zeit noch weitaus mehr gefragt als heute. Es gab einfachere Werkzeuge, wir mussten mehr improvisieren. Heute gibt es für jedes handwerkliche Detail ein eigenes Werkzeug oder eine eigene technische Lösung. Darin hat sich der Beruf sehr verändert.

Gehrlicher: Das stimmt. Das Handwerkliche stand deutlich mehr im Vordergrund. Vor allem in der Akustik geht heute nichts mehr ohne Computertechnik. Dafür ist der Kunde jetzt stärker in den Fokus gerückt. Freundlichkeit, Zuverlässigkeit und eine klare Serviceorientierung spielen heute für das Fachpersonal deshalb eine genauso große Rolle wie die technische Qualität von Beratung und Produkten.

Gold: Und noch etwas hat sich verändert: Als ich damals anfing, waren wir 7 Mitarbeiter. Das war wie eine kleine Familie. Man sah sich jeden Tag, ging abends gemeinsam aus und stand in engem Kontakt zueinander, wie unser heutiges Gespräch ja anschaulich zeigt. Das hat sich mit dem gewachsenen Team und den sich ändernden Freizeitbedingungen sicherlich verändert.

Und was ist aus Ihrer Perspektive über all die Jahrzehnte gleich geblieben?

Gehrlicher: Die Werte, die wir bei Optik Müller leben. Für mich zählen dazu Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Teamgeist, die Freude miteinander zu arbeiten und beizeiten auch miteinander zu feiern. Ich kann mich noch erinnern, dass Renate Hieber nach Firmenfesten immer nach Zündholzstäbchen rief, damit uns die Augen während der Arbeitszeit nicht zufielen, und ihr Mann mich ab und zu für ein Stündchen auf die Couch im Keller geschickt hat! (lacht)

Menrath: Bei Geschäftsessen lebte der Teamgeist besonders auf. Wenn wir ein Essen hatten, hat mir der Senior-Chef Franz Müller nicht selten noch einen 50-DM-Schein zugesteckt, was damals ein kleines Vermögen war, und die Jugend durfte noch losziehen. Davon haben die diversen Bars in Coburg durchaus profitiert! Aber am nächsten Morgen um Schlag 8.00 Uhr standen wir wieder im Geschäft.

Gold: Wir hatten wirklich schöne Zeiten miteinander! Das hat eine bleibende Wirkung auf uns. Genauso wie die Werte, die Bernd eben genannt hat. Ich würde noch ergänzen wollen: Vertrauenswürdigkeit …

Menrath: … und Qualitätsbewusstsein. Bei uns ging keine Brille über den Ladentisch, die nicht zuvor noch einmal geprüft worden war. Es gab sogar einen eigenen Stempel mit dem Schriftzug „geprüft“, der das dem Kunden sichtbar bestätigte.

Gold: Stimmt. Auch das wurde in fortgesetzter Form erhalten und ist etwas, das die Kunden genauso wahrnehmen wie den guten Zusammenhalt der Menschen hinter Optik Müller. Mit dem diesjährigen Jubiläum kommt heute noch ein gewachsenes Traditionsbewusstsein dazu.

Was war für Sie am Prägendsten in der Entwicklung von Optik Müller?

Gehrlicher: Die fortlaufenden Veränderungen. Zu den Meilensteinen unserer Firma zählt vor allem der Umbau Anfang der 1970er-Jahre, der unsere Geschäftsräume deutlich vergrößerte. Unsere Geschäftsführung hat es nie versäumt, sich immer auf den neuesten Stand der Technik zu bringen, insofern sind vor allem die großen Neuanschaffungen für uns immer erfolgsentscheidend gewesen. Und natürlich die persönlichen Weiterentwicklungen durch Zusatzqualifikationen.

Menrath: Im Laufe der Jahre hat sich unsere Branche verändert, das Gesundheitswesen hat einen Wandel vollzogen und die Konkurrenz ist gewachsen. Optik Müller hat es dabei immer geschafft, die richtigen Antworten und Strategien zu finden, um sich im Markt zu behaupten. Insofern gab es in all den Jahren zahlreiche kleine wie große Meilensteine.

Gold: Entscheidend war sicherlich die Einführung der EDV in den Jahren 1988 und 1989. Das bedeutete für uns in der Werkstatt einen wahren Quantensprung. Während man früher durch Handarbeit auch viel kaputt machen konnte, muss man heute wissen, wie man all die automatisierten Geräte richtig bedient. Bei allem technischen Wandel ist jedoch die Grundanforderung gleich geblieben: Am Ende muss das Ergebnis stimmen.

Wie gut erinnern Sie sich denn noch an die verschiedenen Hieber-Generationen?

Menrath: Ich kann mich noch gut an Franz Müller, unseren Senior-Chef, erinnern. Er war sehr ruhig und zurückhaltend, immer beherrscht und ganz in seinem Metier. Er kannte Viktoria Adelheid von Sachsen-Coburg und Gotha persönlich, was uns zum herzoglichen Hoflieferanten machte.

Gehrlicher: Ich weiß noch, dass er sich besonders freute, wenn man beim gemeinsamen Geschäftsessen richtig zulangte. Er hat gerne und gut gegessen und seine Zuneigung und Fürsorge gingen eindeutig durch den Magen. Am stärksten ist mir in Erinnerung geblieben, wie absolut korrekt er als Geschäftsmann war. Jeden Freitag erhielten wir unseren Lohn von ihm in der Lohntüte ausgehändigt. Diese persönliche Geste zwischen Chef und Mitarbeiter hat er sich nicht nehmen lassen. Und wenn es um Lohnverhandlungen ging, wurde man ins private Herrenzimmer geladen, um sein Anliegen vortragen. Er sprach dann gern in der 3. Person zu uns und fragte: „Was möchte er denn?“

Gold: Franz Müller habe ich bis heute in seinem langen, weißen Kittel vor Augen. Er war ein sehr angenehmer Chef und besaß eine achtbare Persönlichkeit. Wenn er bei der Arbeit mit wachem Auge hinter mir stand, habe ich das immer als angenehm empfunden.

Menrath: Sehr lebhaft kann ich mich natürlich an Horst Hieber erinnern. Er war ein exzellenter Analytiker, dem sein fachlicher Ruf vorauseilte, und gehörte als einer der ersten 10 Hörgeräteakustikmeister zum Prüfungsausschuss für unser Fach. Er hat damals, als der Computer noch längst nicht Einzug in die Unternehmen gehalten hatte, schon viel Statistik betrieben und jede Fassung, jedes Glas und jedes verkaufte Barometer handschriftlich erfasst.

Gold: Horst Hieber war für uns eine absolute Respektsperson. Das lag nicht nur an seinem immensen Fachwissen – wenn man irgendeine Frage hatte, konnte er einem alles aus dem Kopf beantworten. Das lag auch an seinem würdevollen Auftreten.

Gehrlicher: Stimmt, wir Azubis haben immer ein wenig gezittert vor unserem Chef, allerdings eher aus Achtung als aus Mores.

Wie gestaltete sich der Generationenwechsel zu den jüngeren Nachfolgern der Hieber-Familie?

Gehrlicher: Als Werner Hieber das Ruder übernahm, musste er eine für Optik Müller wirklich herausfordernde Zeit meistern. Davor haben wir alle bis heute großen Respekt. Ich persönlich habe mit ihm viel erlebt, und wir waren zu so vielen Kongressen und geschäftlichen Terminen unterwegs, dass ich allein davon einen ganzen Tag berichten könnte. Nur eine kleine Anekdote: Wir haben das eine oder andere Mal abends eine Spielbank besucht. Während ich immer Pech hatte, gewann Werner immer ein paar Mark und teilte den Gewinn danach mit mir. Aus Garmisch hatte er sich für seinen Gewinnanteil einen leuchtend-gelben Pullunder mitgebracht, der für das stand, was ihn ausmacht: Ein großzügiger Mensch mit Lebensfreude!

Menrath: Wir hatten und haben mit ihm ein ausgesprochen kollegiales Verhältnis. Das lag sicherlich auch daran, dass er im Betrieb gelernt hat, als wir alle schon dort tätig waren. Somit sind wir die gesamte Wegstrecke unserer Laufbahn Seite an Seite gegangen.

Gold: Und dann kam schließlich Björn Hieber, den wir alle von Kindesbeinen an kannten, und der bei Optik Müller das digitale Zeitalter einläutete. Björn brachte so viel Neues mit und hat die Firma durch sein unermüdliches Engagement zukunftsfähig gemacht.

Menrath: Das ist wirklich etwas Besonderes. Denn Björn macht vieles intuitiv richtig und entpuppte sich schnell als der geborene Geschäftsmann, der das eigentliche Geschäft ja vorher nie selbst gelenkt hat.

Gehrlicher: Absolut. Seinem Geschick und Gespür ist es zu verdanken, dass die Firma heute so gut dasteht, wie sie es tut.

Was gehört zu Ihren schönsten Erinnerungen aus den Jahren bei Optik Müller?

Gold: Es gibt so viele schöne Momente – unser Zusammenhalt im Team, viele Geschäftsessen, Hochzeiten und Festivitäten wie die 100-Jahr-Feier, selbst die Lohnverhandlungen mit dem Senior-Chef – wirklich viele Erinnerungen machen die Zeit bei Optik Müller für mich persönlich wertvoll.

Menrath: Das geht mir auch so. Für mich ist es bis heute eine große Ehre, wenn ich in der Region unterwegs bin und ein früherer Kunde mich begrüßt mit den Worten: „Da kommt mein Optiker“. Wenn man für seine Arbeit auch nach so vielen Jahren noch anerkannt wird, macht das wirklich große Freude!

Gehrlicher: Ich finde auch: Das Menschliche spielte und spielt eine enorme Rolle. Ob mit den Kollegen, den Chefs oder den Kunden. Bei uns hat der Ton immer gestimmt. Das ist so viel wert.

Wie lange waren Sie insgesamt für Optik Müller tätig?

Menrath: 46 Jahre in Vollzeit bis 31.3.2005. Danach noch bis 2009 samstags im Laden.

Gehrlicher: 47 Jahre bis 1.9.2015 und seither noch 2 Tage die Woche.

Gold: Offiziell bis 1.2.2012, das waren 45 Jahre. Als Abschiedsgeschenk durfte ich 3 Monate eher in Rente gehen, was mich wirklich sehr gefreut hat.

Die abschließende Frage: Was wünschen Sie „Ihrem Optik Müller“ für die nächsten 120 Jahre?

Menrath: Wirklich nur das Beste!

Gold: Dass das Unternehmen weiterhin so professionell geführt wird und Björn auch künftig ein so gutes Händchen für unternehmerische Entscheidungen hat. Und: Dass menschliche Aspekte weiterhin im Fokus bleiben.

Gehrlicher: Ich wünsche Optik Müller, dass das jetzige Team in seiner Zusammensetzung möglichst lange zusammenarbeitet. Die Weichen für die Zukunft sind bestens gestellt. Wenn es so weitergehen kann, wie bisher, bleibt alles gut!

Herzlichen Dank für dieses unterhaltsame Gespräch und Ihre sehr persönlichen Einblicke. Alles Gute für Sie!